Vor wenigen Tagen ging die erfolgreiche Saison der Basketballer der SWARCO RAIDERS Tirol zu Ende. Im Playoff-Halbfinale der Basketball Zweite Liga verlangten sie den Güssing/Jennersdorf Blackbirds alles ab, mussten sich aber im dritten und alles entscheidenden Spiel geschlagen geben.

Im zweiten Jahr der Ligazugehörigkeit direkt unter die „Final Four“ zu kommen, war ein großer Erfolg für die von Markus Schwab zusammengestellte Mannschaft. Der Sportliche Leiter der Tiroler zieht im Interview Bilanz über diese herausfordernde Saison, geizt nicht mit Lob für Team und Trainer und macht erste vorsichtige Andeutungen in Sachen Personalplanung für die nächste Saison.

Frage: Markus, wie ist deine Gefühlslage wenige Tage nach dem Saisonende?

Markus Schwab: „Eine Niederlage, die das Ende der Saison bedeutet, bleibt in den Gedanken immer ein wenig länger hängen, denn im normalen Ablauf würden wir uns jetzt schon wieder vollends auf das nächste Spiel konzentrieren. Dieser Aspekt fällt nun weg, wodurch ich persönlich (aber vermutlich auch andere) mich noch ein bisschen länger mit dem Saisonende beschäftige und daher auch immer wieder Mal ein kleiner Schwall Frustration gepaart mit Ernüchterung über mich hereinbricht.“

Frage: Dafür gibt es doch keinen Grund, ihr habt es bis ins Halbfinale geschafft und dort Liga-Primus Güssing alles abverlangt. Trotz des knappen Ausscheidens überwiegt doch mit Sicherheit die Freude über das Erreichte?

Schwab: „Gebt mir noch ein paar Tage, aber es stimmt natürlich. Vor der Saison hätte uns niemand in ganz Österreich das Halbfinale der zweiten Bundesliga zugetraut. Es war gesamt betrachtet eine sportlich großartige Saison.“

Frage: Was waren für dich die besonderen Momente dieser Saison?

Schwab: „In dieser Saison gab es viele besondere Momente. Ob das der Wechsel zum Spitzensport Mitte November war, der nach dem zweiten Lockdown eine Weiterführung der Basketball-Saison erst möglich gemacht hat, oder aber der sensationelle Auswärtserfolg in Spiel 1 der Halbfinalserie gegen Güssing. Aber auch die Siegesserie über den Jahreswechsel hinweg, bleibt sicher in guter Erinnerung.“

Frage: Wie bewertest du die Arbeit von Head Coach Amir Medinov?

Schwab: „Amir kenne ich doch schon ein paar Jahre. Er war auch diverse Saisonen mein Coach. Er hat – wie man das von ihm kennt – auch heuer wieder 100 Prozent für das Team und den Verein generell gegeben. Das mag von außen nicht als arbeitsintensiv angesehen werden, aber ein Head Coach der Bundesliga-Mannschaft der Basketballer der SWARCO RAIDERS Tirol zu sein bedeutet nicht, dass man sich einen feinen Zwirn anzieht und dann 40 Spielminuten an der Seitenlinie herumschreit. Die Aufgaben, die es für einen Coach in unserer jungen Sektion gibt, sind vielfältig. Ob Training, Spiele, Busfahrten, Videoanalyse, oder Heimspielaufbau; wir wären heute als Basketball-Sektion nicht dort, wo wir derzeit sind, ohne Amir Medinov. Speziell auf die Saison heruntergebrochen hat Amir einen sehr guten Job gemacht. Es ist wahrlich nicht immer leicht, Hobbyspieler und Legionäre unter einen Hut zu bringen. Das kombiniert mit dem Unsicherheitsfaktor Corona macht die Situation sogar noch schwieriger. Seine feinfühlige Art war sicher mit ein Grund, wieso das Team schlussendlich so funktioniert hat, wie man sich das nur wünschen konnte.“

Frage: Was man zwar leider nicht vor Ort aber doch jede Woche im Livestream erkennen konnte, war der tolle Team-Spirit. Was hat das Team deiner Meinung nach ausgezeichnet?

Schwab: „Da gibt es diesen ein wenig abgedroschenen Satz, wonach eine Kette nur so stark ist, wie ihr schwächstes Glied. Das trifft haargenau auf eine Basketball-Mannschaft zu. Man muss sich vorstellen, dass unser Bundesliga-Kader 15 Mann stark ist. Für ein Spiel dürfen zwölf Mann genannt werden und eingesetzt werden, je nach Spiel, vielleicht acht oder neun Spieler. Wenn dein Basketball-Team also aus Spielern besteht, die nur glücklich sind, wenn sie am Wochenende auf dem Parkett stehen, dann hast du ein Problem. Denn dann besteht dein Basketball-Team sehr schnell nur mehr aus acht oder eben neun Spielern. Trainingseinheiten werden dann unmöglich. Das bedeutet man braucht Spieler in einem Team, die eine richtige und gute Selbsteinschätzung haben. Sie müssen wissen, was sie können und was nicht. Und wenn der Spieler die Trainingseinheiten und die Sommermonate nützt, daran zu arbeiten was er nicht kann, dann ist es durchaus wahrscheinlich, dass in der nächsten Saison er einer der acht oder neun Spieler ist, die eingesetzt werden. Unser Team dieses Jahr hat ausgezeichnet, dass von vorne bis hinten jeder sich untergeordnet hat. Darum geht’s am Ende.“

Frage: Mit Sicherheit wirst du gerade viele Gespräche führen. Aber kannst du schon etwas zur Personalplanung sagen? Werden wir viele der Spieler dieser Saison wiedersehen?

Schwab: „Tatsächlich fange ich gerade an, ein paar Telefonate zu führen. So wie ich ein wenig Zeit gebraucht habe, so haben das die Spieler auch. Ich kann also zur Personalplanung nicht viel sagen. Natürlich wäre es ein großer Wunsch, dass wir den Großteil der Spieler nächstes Jahr wieder auf dem Parkett sehen, aber ich bin da Realist genug, dass ich weiß, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht und wir daher einfach noch ein wenig abwarten müssen, bevor wir hier genaueres sagen können.“

Frage: In Jahr 1 der Liga-Zugehörigkeit in der B2L habt ihr den Klassenerhalt geschafft. In Jahr 2 den Sprung in die Playoffs und ins Halbfinale: Wohin führt die Reise in Jahr 3?

Schwab: „Basketball in Österreich ist schnelllebig. Manche Meister von anno dazumal spielen in Landesligen oder schlitterten in die Insolvenz. Dann kommt ein namhafter Sponsor oder Investor und man gewinnt zwei Jahre alles, bevor man dann wieder nach unten fällt. Genau das wird es mit uns nicht geben, da sind der Verstand der SWARCO RAIDERS Tirol und ich uns zu 100 Prozent einig. Das Projekt Basketball der Raiders ist eines, welches auf Langfristigkeit gerichtet ist und das bedeutet, dass wir nicht nur in der Innsbrucker Sport-Community Fuß fassen wollen (und dies bereits getan haben), sondern dass wir die Sektion auch in allen anderen Bereichen breiter aufstellen. Sei das auf interner Organisationseben, sei das im Trainerbereich oder im Nachwuchsbereich. Die Reise in Jahr 3 führt uns hoffentlich ein Stück näher dorthin und für die Kampfmannschaft wünsche ich mir einen ähnlichen Team-Spirit – die Ergebnisse kommen dann von selbst.“

Frage: Gibt es etwas, dass du den Fans noch mit in die Sommerpause geben möchtest?

Schwab: „Mit dem zunehmenden Impftempo bin ich optimistisch, dass wir in der Saison 2021/22 wieder Zuschauer im Landessportcenter haben werden. Ich hoffe wirklich, dass zum ersten Heimspiel eine Rekordkulisse kommt und wir endlich wieder zusammen laut jubeln und leise fluchen können.“

 

Foto: Flo Mitteregger