Seit gut einer Woche ist Sandro Platzgummer zurück in Tirol. Von der aufregenden Zeit in der IMG Academy und dem vorgezogenen Pro-Day ging es direkt in die Quarantäne.

(Foto: Sandro Platzgummer mit seinem Coach Earnest Byner.)

Von Florida zurück nach Kranebitten

Interview mit Sandro Platzgummer

 
Die Erwartungen und die Vorfreude waren riesig, als Sandro Platzgummer am 23. Jänner 2020 Richtung Florida abhob. Der Traum, eines Tages in der NFL zu spielen, war plötzlich zum Greifen nahe. Zusammen mit dem zweiten Österreicher im Bunde, Bernhard Seikovits von den Dacia Vikings, trainierte Sandro in der IMG Academy in Bradeton. Ermöglicht hatten sich dies die Ausnahmeathleten durch das International Pathway Programm der NFL. Am Ende der Campwochen, sollte anschließend ein Pro Day stattfinden, in dem sie vor Scouts zeigen wollten, was in ihnen steckt. Doch es kam anders. Wegen der Corona Krise wurde der Pro-Day kurzerhand um zwei Wochen nach vorne verschoben. Es blieb zwar kaum Zeit zur Vorbereitung, dennoch ist Sandro zufrieden mit seiner Leistung. Seit einer Woche ist er nun wieder in Tirol und berichtet uns von seinem Alltag.

Wie geht es dir? Wie erlebst du den veränderten Alltag durch die Quarantäne?

Mir geht es gut, ich mache das Beste daraus, anderes bleibt uns eh nicht übrig. Ich bin zu Hause in Kranebitten bei meiner Familie und habe zum Glück einen Garten. Ich habe auch noch ein paar Gewichte, die ich früher verwendet habe und eine Klimmzugstange und einen Slingtrainer, den ich verwenden kann. Das funktioniert einigermaßen gut, so kann ich auch ein bisschen sporteln. Ansonsten bin ich dabei viele Sachen zu managen, wie ein eventuelles Visum, falls ich es ins Programm schaffe. Am Plan steht außerdem viel Videotelefonieren, Online-Coaching und Video Analysen. Aber ich versuche auch die Zeit ein bisschen zu genießen, wenn man eh nicht raus darf und lese in der Zwischenzeit.

Wie hast du die Corona Krise in Amerika wahrgenommen?

In den USA ist einfach alles später eingetreten. Ich bin ja mit allen hier in Kontakt gewesen und habe alles mitbekommen. In Florida ist es erst recht spät zu Einschränkungen gekommen. Ich bin noch normal zum Frisör und ins Restaurant gegangen, als hier zu Hause schon lange Quarantäne war. Es ist dann aber alles sehr schnell gegangen. Um den Zeitpunkt vom Pro-Day herum, ist alles zugemacht worden. Wir sind dann auch nur mehr bei unserer Villa gewesen und haben die übrige Zeit am Pool verbracht.
Der Campus war für alle nicht Arbeiter inklusive uns geschlossen. Wir durften weder trainieren noch das Feld dort betreten. So hatten wir noch ein paar ungeplante Urlaubstage in der Sonne, bevor es nach Hause ging. Wir haben die Zeit zusammen verbracht, vorgeplant wie wir Heim kommen und natürlich viel mit den Leuten zu Hause telefoniert.

Wie ist der Pro Day dann gelaufen?

Der Pro-Day ist gut gelaufen. Natürlich ist es eine schwierige Situation, wenn man denkt man hat noch zwei Wochen Zeit, um sich zu erholen von dem harten Training. Auf einmal heißt es dann, man muss sofort bereit sein. Das war kurz schon ärgerlich. Man ist nicht vorbereitet und überrascht, da es auch nicht zu dem Trainingszeitpunkt stattfindet, der ursprünglich geplant war. Aber trotz allem ist es gut gelaufen. Dadurch, dass es früher war sind die Ergebnisse nicht ganz so vielversprechend, wie sie sein könnten. Aber das ging ja uns allen so. Wir sind auf jeden Fall glücklich, das gemacht zu haben. Und so bin ich immerhin zwei Wochen früher zu Hause als geplant. Wir haben auch nicht mehr allzu viel verpasst. Unser Programm wäre ohnehin lockerer geworden in Richtung Pro-Day.
 
Was nimmst du mit aus dieser Zeit?

Ich habe sehr viel gelernt für die Zukunft. Mein Running Backs Coach war ein sehr toller Coach. Er hat mir auch fürs Leben viel beigebracht. Es war großartig mit ihm zu arbeiten. Er hat sehr viel Wert auf meinen Erfolg gelegt und versucht mich in jeder Art und Weise besser zu machen. Das wird mir in jedem Fall weiterhelfen, was jetzt auch kommen mag. Von großem Wert für mich sind auch die zwei Monate, die ich nur in den Sport investieren konnte. Es war auf jeden Fall eine einzigartige Erfahrung!

Wie geht es weiter?

Jetzt heißt es erstmal abwarten bis nach dem Draft, damit ich weiß, ob ich in einem Programm bin oder nicht. Wenn ich im Programm bin, hängt alles Weitere davon ab, wie es mit der Pandemie weitergeht, wann man dann rüber kann, mit den Trainings anfängt und wann man zum jeweiligen Klub hinkommen würde. Wenn ich nicht in einem Programm unterkomme, bleibe ich hier. Ich habe im Studium nicht wirklich viel verpasst und würde da einfach weitermachen. Natürlich würde ich auch bei den Raiders weiterspielen, von den Erfahrungen zehren und neue Pläne machen.

Was hast du in Florida am meisten vermisst?

Am meisten abgegangen sind mir die Leute. Es war echt schön in Florida, das warme Wetter und die netten Leute dort. Aber auf meine Familie, Freundin und Freunde, habe ich mich schon sehr gefreut. Darum bin ich auch eigentlich gerne zurückgekommen. Die Umstände sind jetzt halt gerade auch nicht einfach. Von Florida habe ich viel Videotelefoniert, jetzt bin ich hier, aber kann die Leute trotzdem nicht sehen wegen der Quarantäne. Aber so geht es ja Jedem hier! Man muss abwarten und dann wird sich das schon wieder normalisieren.

Foto: Platzgummer
Interviewführung: Stefanie Rahm
30.03.2020